Annelise Eichberg
Studium | 1930–1934 Technische Hochschule München |
Lehre | 1939–1946 Technische Hochschule München, Vertretungsassistentin am Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen 1946–1952 Technische Hochschule München, Assistentin am Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen |
Bürogründung | 1952 Dipl. Ing. Werner Eichberg Architekt |
Büropartner | Werner Eichberg |
1 Margot Fuchs: Wie die Väter so die Töchter – Frauenstudium an der Technischen Hochschule München 1899-1970. Eine Untersuchung im Auftrag der Frauenbeauftragten der TUM, Technische Universität München Presse & Kommunikation, München 1994, S. 150
2 TUM Archiv, Studienakt Anneliese Thienes, Handgeschriebener Lebenslauf
3 Georg Küttinger, Roman Steinberger (Hg.): Werner Eichberg, Lehrstuhl für Hochbaukonstruktion und Baustoffkunde, TU München, München 1985, S. 10
4 Dankschreiben der Baukommission der TH München von Hans Döllgast, Karl Hetzel, August Loschge und Alfred Zenns vom 23.11.1945 an Anneliese Eichberg. In: Margot Fuchs: Wie die Väter so die Töchter, S. 159
5 Wolfgang Herrmann, Irene Meissner (Hg.): Bauten + Kunst - Technische Universität München 1968-2018, TUM.University Press, München 2018, S. 462
Anneliese Eichberg wird 1910 als Anneliese Agnes Thienes in Barmen im Rheinland geboren. Über ihren Vater, der selbständig als Architekt tätig ist, in dessen Büro sie sich oft auf hält und der sie teilweise auch kleinere Aufgaben erledigen lässt, kommt sie bereits früh mit der Architektur in Kontakt.¹ Nach dem Abitur am Städtischen Oberlyceum Mittelbarmen im März 1929 absolviert sie ein zehnmonatiges Praktikum in einer Bau- und Möbelschreinerei, mit dem sie sich zum Wintersemester 1930/1931 für ein Architektustudium an der Technischen Hochschule München einschreiben kann.² Bereits während des Studiums und nach ihrem Diplom 1934 arbeitet sie als Privatassistentin von Prof. Adolf Abel an diversen Planungs- und Bauaufträgen. Ihre erste Bauleitung übernimmt sie 1934 bei einem Wochenendhaus in Berg am Starnberger See. 1938 heiratet Anneliese Thienes ihren früheren Kommilitonen Werner Eichberg, der im Jahr zuvor eine der beiden planmäßigen Assistentenstellen am Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen bei Adolf Abel erhalten hat.³ Mit Kriegsbeginn und dem Einzug von Werner Eichberg zur Wehrmacht 1939 übernimmt Anneliese Eichberg für insgesamt sieben Jahre dessen Stelle und vertritt zudem Adolf Abel während einer einjährigen Erkrankung bei allen Vorlesungen und Entwurfskorrekturen. Auch beim anschließenden Wiederaufbau der TH München ist sie an entscheidender Stelle beteiligt und koordiniert im neu gegründeten Baubüro unter der Leitung von Robert Vorhoelzer und Grete Wirsing den abzuleistenden Arbeits- dienst der Studierenden.⁴
Nach der Rückkehr ihres Mannes aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft wird dieser Dozent am Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen. Anneliese Eichberg rückt auf die nun frei gewordene und von ihr im Krieg vertretene planmäßige Assistierendenstelle nach und bleibt dort bis zur Emeritierung Adolf Abels 1952. Nach ersten, kleineren Aufträgen aus dem Bekanntenkreis, gewinnen Anneliese Eichberg und Werner Eichberg im gleichen Jahr in Zusammenarbeit mit Nikolaus Woita einen 1. Preis beim Ideenwettbewerb zur Bebauung des Nordgeländes der TH München. Das Projekt, das in den folgenden Jahren zur Ausführung kommt, ist die Grundlage für den Schritt in die Selbstständigkeit.⁵ Während Werner Eichberg 1955 als Professor für Hochbaukonstruktion an die TH München berufen wird, kümmert sich Anneliese Eichberg in den folgenden zwei Jahrzehnten um Aufbau und Leitung des privaten Architekturbüros, das stets unter dem Namen ihres Mannes firmiert. Zu seiner Hochzeit in den 1970er-Jahren, während der Errichtung des Klinikums Großhadern, zählt das Büro 56 Mitarbeitende. Nach Abschluss des Großprojekts ziehen sich beide aus dem Berufsleben zurück. Anneliese Eichberg pflegt ihren mittlerweile erkrankten Mann bis zu dessen Tod 1985. Zu ihrem 100. Geburtstag 2010 erfährt sie eine späte Würdigung ihrer Lebensleistungen durch die Technische Universität München. Anneliese Eichberg stirbt 2017 im Alter von 106 Jahren in München.
Interview mit Annelise Eichberg in „Margot Fuchs: Wie die Väter so die Töchter – Frauenstudium an der Technischen Hochschule München 1899- 1970, München 1994, S.160
„Mir ist in den ganzen Jahren nie in den Sinn gekommen bei unseren Bauaufträgen gleichberechtigt zu unterzeichnen. [...] ich gehöre eben doch einer sehr viel älteren Generation an.“
Annelise Eichberg beim Zeichenkurs in München, Foto: unbekannt, Quelle: Privatbesitz Eberhard Hetzel

WERKAUSWAHL
1932
Neuer Glaspalast
mit Adolf Abel, München (nicht realisiert)
1934
Wochenendhaus Freifrau von Stengel
mit Adolf Abel, Berg am Starnberger See
1951
Haus Prof. Piloty
mit Werner Eichberg, München
1951
Haus Dr. Schulz
mit Werner Eichberg, München
1952
Neue Maxburg
mit Werner Eichberg, Nikolaus Woita, 1. Preis im Wettbewerb (nicht realisiert)
1952
Technische Hochschule München, Ideenwettbewerb zur Bebauung des Nordgeländes
mit Werner Eichberg, Nikolaus Woita, München
1952-1953
Verwaltungsgebäude Tiefbauberufsgenossenschaft
mit Werner Eichberg, Otto Roth, München
1952-1957
Chemisch-Pharmazeutische Fabrik Klinge
mit Werner Eichberg, München
1953
Wohnhaus
mit Werner Eichberg, Lörrach
1955-1957
Technische Hochschule München, Amtliche Materialprüfstelle und Institut für Massivbau
mit Werner Eichberg, Landbauamt München, München- Maxvorstadt
1954-1959
Technische Hochschule München, Institut für Elektrophysik und Elektro-Nachrichtentechnik
mit Werner Eichberg, Landbauamt München, München- Maxvorstadt
1953-1960
Haus Jecht
mit Werner Eichberg, München
1954-1959
Krankenhaus der Vereinigten Wohltätigkeitsstiftungen
mit Werner Eichberg, Memmingen
1955-1957
Umbau und Erweiterungsbau der Stadtsparkasse München
mit Werner Eichberg, München
1955
Druckereigebäude Kastner und Callwey
mit Werner Eichberg, München
1955
Umbau Einfamilienhaus Klinge
mit Werner Eichberg, Gauting
1955
Hirmer Verlag
mit Werner Eichberg, München
1955-1958 Kreiskrankenhaus
mit Werner Eichberg, Füssen
1956
Max-Planck-Institut
mit Werner Eichberg, Göttingen
1957-1958
Ev. Kirche Dreieinigkeit
mit Werner Eichberg, Rottenburg an der Laaber
1957-1963
Technische Hochschule München, Institut für Hochspannungs- und Anlagentechnik
mit Werner Eichberg, Franz Hart, München-Maxvorstadt
1958-1963
Studiogebäude des Bayerischen Rundfunks
mit Werner Eichberg, Otto Roth, Josef Wiedemann, München
1958-1959 Siemens-Schuckertwerke
mit Werner Eichberg, München
1959-1961
Verwaltungsgebäude der Süddeutschen Eisen- und Stahl- Berufsgenossenschaft
mit Werner Eichberg, München
1961-1974
Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität
mit Werner Eichberg, Godehard Schwethelm, Walter Schlempp, München-Großhadern
1964–1968
Technische Hochschule München, Hörsaaltrakt
mit Werner Eichberg, Otto Roth, München-Maxvorstadt
1965
Verlagshaus Callwey
mit Werner Eichberg, Otto Roth, München