Architekt:innen
Annelise Eichberg, Werner Eichberg in wechselnden Arbeitsgemeinschaften, Gesamtkonzept Nordgelände: Annelise Eichberg, Werner Eichberg, Nikolaus Woita
Gebäude
Nordgelände der TH München
Ort
München, Maxvorstadt
Jahr
1952-1968
Typologie
Bildung

1 Wolfgang Herrmann, Irene Meissner (Hg.): Bauten + Kunst - Technische Universität München 1968–2018, TUM.University Press, München 2018, S. 124

2 Georg Küttinger, Roman Steinberger (Hg.): Werner Eichberg, Lehrstuhl für Hochbaukonstruktion und Baustoffkunde, TU München, München 1985, S. 56

3 Rudolf Pfister: Erweiterungsbauten auf dem Nordgelände, in: Baumeister: Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt, 11/1957, S. 781–785

Neben dem Wiederaufbau auf dem Stammgelände entsteht schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg der Wunsch, das Areal der Technischen Hochschule München zu erweitern. Aufgrund von Kriegszerstörungen bietet sich in nördlicher Nachbarschaft, zwischen Theresien- und Heßstraße, ein freies Baufeld an. In einem 1952 ausgeschriebenen Ideenwettbewerb hierfür, gewinnen Anneliese Eichberg und Werner Eichberg den 1. Preis. Der in Zusammenarbeit mit Nikolaus Woita entwickelte Entwurf überzeugt durch die differenzierte Anordnung der jeweiligen Räumlichkeiten für Forschung und Lehre: Die einzelnen Institute sind U-förmig um einen zentralen Hörsaaltrakt mit direkter Verbindung zum Stammgelände angeordnet.¹ Drei der insgesamt fünf Institutsbauten auf dem Nordgelände werden als Folgeauftrag aus dem Wettbewerb ebenfalls durch Anneliese Eichberg und Werner Eichberg geplant.

Als erster Baustein entsteht zwischen 1954 und 1959 in Zusammenarbeit mit dem Landbauamt München das Institutsgebäude für die Elektrophysik und die Elektro-Nachrichten- und Messtechnik. Ordinarius ist hier Prof. Hans Piloty, für den Anneliese Eichberg und Werner Eichberg bereits 1951 das private Wohnhaus entworfen haben. Der annähernd würfelförmige Institutsbau ist gegenüber dem Geländeniveau um ein halbes Geschoss abgesenkt und wird hofseitig über eine massiv ausgebildete Treppenbrücke aus Sichtbeton erschlossen. Die Eingangshalle führt zum zentralen, von oben belichteten Treppenhaus, das Zugang zu den Büroräumen, Werkstätten, Laboren und Übungssälen bietet. Das Tragsystem besteht aus zwölf Betonstützen, die den Kern des Gebäudes bilden. Um ihn herum sind vier frei einteilbare Kammern angeordnet, die an den kurzen Seiten jeweils durch eine von der Fassade leicht zurückgesetzte Wandscheibe ausgesteift werden.² Zur Ausfachung des Stahlbetonskeletts dient ein in allen Institutsbauten einheitlich verwendeter gelblicher Mauerziegel, wie er auch die Fassade der benachbarten Alten Pinakothek bestimmt.

Die Planung der Amtlichen Materialprüfstelle mit dem Institut für Massivbau beginnt ein Jahr später. Dennoch wird der Bau bereits 1957 und damit als erster auf dem Nordgelände fertiggestellt.³ Das lang gestreckte Volumen besteht aus einer U-förmigen, massiv gemauerten Spange, in der sich auf vier Geschossen die Büros, Werkstätten sowie Labore und an der kurzen Seite im Nordosten das Treppenhaus mit Eingangsbereich befinden. Dazwischen erstreckt sich die 10 m hohe Prüfhalle in Betonskelettbauweise, die über ein Sheddach belichtet wird und an die gleichzeitig entstandene Schalterhalle der Städtischen Sparkasse erinnert. Verglaste Fußgängerbrücken im 1. und 2. Obergeschoss ermöglichen den schnellen Wechsel zwischen den Längsseiten der Spange.

In Arbeitsgemeinschaft mit Franz Hart entsteht als dritter Bauabschnitt zwischen 1957 und 1963 das Institut für Hochspannungstechnik, das sich in zwei Teile gliedert. In der nördlichen Hälfte befinden sich die kleinteiligen Institutsräume, die komplette südliche Hälfte wird von der großen Hochvolthalle eingenommen. Der 19m hohe Raum dient zur Durchführung von Hochspannungsexperimenten und ist von einer massiven Mauerwerkswand aus Ziegel umgeben. Die Verwendung von leitfähigem Baustahl wird möglichst vermieden. Das gesamte Gebäude ist zudem aus Sicherheitsgründen durch einen Kiesgraben von der Straße getrennt. Belichtet wird die Halle durch senkrechte Fensterschlitze, die zwischen den sägezahnförmig angeordneten Sichtmauerwerksscheiben liegen. Offen zeigt sich lediglich die Nordfassade mit den dahinter liegenden Institutsräumen, die durch zwei außenliegende Treppenhaustürme erschlossen werden.


Den Abschluss in der Bebauung des Nordgeländes bildet der 1968 fertiggestellte Hörsaaltrakt an der Theresienstraße, der in Zusammenarbeit mit Otto Roth entsteht und über zwei Brückenbauten direkt an die Gebäude des Stammgeländes anschließt. In Abgrenzung zu den umgebenden Institutsbauten besteht die Fassade hier aus vorgehängten, eloxierten Aluminiumblechen.

Lageplan

Straßenperspektive Arcisstraße mit Materialprüfstelle, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Grete Eckert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-18-1004

Zwei-Fluchtpunkt-Perspektive, Nordgelände der TH München, Ideenwettbewerb 1952, Arbeitsgemeinschaft Anne- liese Eichberg, Werner Eichberg, Nikolaus Woita, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-18-1032

Straßenperspektive Arcisstraße mit Materialprüfstelle, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Grete Eckert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-18-1004

Zwei-Fluchtpunkt-Perspektive, Nordgelände der TH München, Ideenwettbewerb 1952, Arbeitsgemeinschaft Anne- liese Eichberg, Werner Eichberg, Nikolaus Woita, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-18-1032

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Grundriss Erdgeschoss Nordgelände

Straßenfassade Hochvolthaus und Hörsaaltrakt, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaften: Annelise Eichberg, Werner Eichberg, Franz Hart, Otto Roth, Foto: Johannes Legath, 2024

Schnittansicht Nordgelände

Innenansicht mit Treppen, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Otto Roth, Foto: Grete Eckert, Quelle: Architektur- museum der TUM, Signatur eic-33-1008

Außenansicht, Nordgelände der TH München, Arbeits- gemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Otto Roth, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-33-1005

Zeichnung Fassadendetail Institutstrakt, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Otto Roth, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-33-19

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Straßenfassade Hochvolthaus, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Franz Hart, Foto: Johannes Legath, 2024

Grundriss Erdgeschoss Hochvolthaus

Grundriss 1. Obergeschoss Hochvolthaus

Grundriss Erdgeschoss Hochvolthaus

Grundriss 1. Obergeschoss Hochvolthaus

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Querschnitt Hochvolthaus

Ansicht Süden

Innenraum Hochvolthaus, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Franz Hart, Foto: Mehmet Yolcu, 2024

Zeichnung Ostfassade Hochvolthaus, Nordgelände
der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Franz Hart, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-28-20

Innenraum Hochvolthaus, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Franz Hart, Foto: Mehmet Yolcu, 2024

Zeichnung Ostfassade Hochvolthaus, Nordgelände
der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Franz Hart, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-28-20

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Straßenfassade Materialprüfstelle, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Johannes Legath, 2024

Grundriss Erdgeschoss Materialprüfstelle

Grundriss 1. Obergeschoss Materialprüfstelle

Grundriss Erdgeschoss Materialprüfstelle

Grundriss 1. Obergeschoss Materialprüfstelle

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Querschnitt Materialprüfstelle

Halle Amtliche Materialprüfungsstelle und Institut für Massivbau, Nordgelände der TH München, Arbeits- gemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbau- amt München, Foto: unbekannt, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-18-1021

Ansicht Süden Materialprüfstelle

Fassadendetail

Straßenfassade Amtliche Materialprüfungsstelle und Institut für Massivbau, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: unbekannt, Quelle: Architektur- museum der TUM, Signatur eic-18-1026

Eingang Materialprüfstelle, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Johannes Legath, 2024

Straßenfassade Amtliche Materialprüfungsstelle und Institut für Massivbau, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: unbekannt, Quelle: Architektur- museum der TUM, Signatur eic-18-1026

Eingang Materialprüfstelle, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Johannes Legath, 2024

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Straßenfassade Elektrophysikinstitut, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Finn-Matti Hirtz, 2024

Grundriss Erdgeschoss Elektrophysikinstitut

Grundriss 1. Obergeschoss Elektrophysikinstitut

Grundriss Erdgeschoss Elektrophysikinstitut

Grundriss 1. Obergeschoss Elektrophysikinstitut

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Querschnitt Elektrophysikinstitut

Treppenhaus Elektrophysikinstitut, Nordgelän- de der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Dr. Baerend, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-17-1016

Werkstatt Elektrophysikinstitut, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Grete Eckert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-17-1011

Treppenhaus Elektrophysikinstitut, Nordgelän- de der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Dr. Baerend, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-17-1016

Werkstatt Elektrophysikinstitut, Nordgelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Grete Eckert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur eic-17-1011

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Ansicht Süden Elektrophysikinstitut

Fassadendetail Elektrophysikinstitut, Nord- gelände der TH München, Arbeitsgemeinschaft Anneliese Eichberg, Werner Eichberg, Landbauamt München, Foto: Johannes Legath, 2024

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