Bea Betz
Studium | 1949–1954 Technische Hochschule München |
1951–1952 Carnegie Institute of Technology Pittsburgh | |
Mitarbeit | 1954-1957 Georg Roemmich |
Gründung | 1957 Betz Architekten |
Büropartner | Walther Betz, Oliver Betz |
1 TUM Archiv, Personalakt Beatrix Fütterer
2 Nikolina Lutz: Betz Einfamilienhäuser der Sechziger Jahre, in: Nadja Häupl (Hg.): Münchner Nachkriegsarchitektinnen – Bea Betz und Edith Horny – Sieben Beiträge zu Leben und Werk nach Begegnungen im Winter 2010, Publikation zum Seminar an der TUM, Eigenverlag, München 2010, S. 17
3 Gottfried Knapp (Hg.): Betz Architekten, Wasmuth Verlag, München 1997, S. 203
4 Bea Betz, Anita Schrade, Thomas Schabel (Hg.): Architekturführer Bayern, Süddeutscher Verlag, München 1985, S. 378
5 Gottfried Knapp (Hg.): Betz Architekten – HypoVereinsbank Arabellapark München, Aedes Architekturforum, Eigenverlag, Berlin 1999, S.48
Bea Betz wird 1928 als Beatrix Fütterer in Braunschweig geboren. Ihre Kindheit und Schulzeit verbringt sie nach Stationen in Berlin und Hannover ab 1938 in Budapest. Als Offizier der Luftwaffe ist ihr Vater dort Militärattaché an der Deutschen Botschaft. Auf der Flucht vor dem Kriegsgeschehen verschlägt es die Familie 1945 ins niederbayerische Traunstein, wo sie in den ersten Friedensjahren in einer kleinen Wohnung lebt. Durch Zufall begegnet Bea Fütterer hier in einem Gasthaus dem Münchener Architekten Hans Döllgast, der sie zum Architekturstudium animiert. Sie erhält eine Befreiung von den Studiengebühren und schreibt sich nach dem verpflichtenden Baustellenpraktikum zum Wintersemester 1949/1950 an der Technischen Hochschule München ein.¹ Zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts verkauft sie selbst gefertigte Krippenfiguren aus Wachs und arbeitet in den vorlesungsfreien Zeiten in den Architektenbüros von Reinhard Riemerschmid in München und Rolf Gutbrod in Stuttgart.
Nach dem Vordiplom 1951 erhält Bea Fütterer, die durch ihre Schulausbildung in Budapest fließend Englisch spricht, über das Fulbright Program die Möglichkeit, ein Semester lang am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh zu studieren. Unter den acht ausgewählten Studierenden der Technischen Hochschule in diesem Programm ist sie dabei die einzige Frau und Architektin. An das Semester schließt sie eine Rundreise zu den Bauten Frank Lloyd Wrights an und erhält von Besitzer Edgar J. Kaufmann eine Führung durch Fallingwater – ein Erlebnis, das sie für ihr ganzes Leben prägt.²
Nach dem Studium, das sie 1954 als eine der vier Jahrgangsbesten mit dem Diplom abschließt, arbeitet sie zunächst im Büro von Georg Alexander Roemmich.³ Daneben entstehen erste eigene Projekte und Wettbewerbsentwürfe gemeinsam mit Walther Betz. Die beiden lernen sich während des Studiums kennen und wagen nach der Heirat 1957 mit der Gründung des Büros Betz Architekten den Schritt in die Selbstständigkeit. Die ersten Aufträge beinhalten die Planung von Einfamilien- und Ferienhäusern. Diese entstehen sowohl in der unterfränkischen Heimat von Walther Betz, der in Würzburg geboren und aufgewachsen ist, als auch, wie etwa das Haus Haury, am Starnberger See. Der Durchbruch gelingt 1967 mit dem Wettbewerbsgewinn zum Erweiterungsbau der Deutschen Botschaft in London, der nach der Fertigstellung 1978 mit dem Civic Trust Award und dem British Concrete Society Award ausgezeichnet wird.
Auch in Deutschland folgen außer Auszeichnungen – darunter der 1971 zugesprochene BDA-Preis Bayern und der 1973 verliehene Förderpreis für Architektur der Landeshauptstadt München – größere Aufträge. Neben dem Hörsaalgebäude für die Universität Würzburg, das als einer der wenigen brutalistischen Bauten in Bayern gilt, handelt es sich dabei um mehrere Schulbauten.⁴ Das bekannteste Projekt ist allerdings das Hypo-Verwaltungszentrum im Münchner Arabellapark, das Bea Betz und Walther Betz von den ersten Planungen 1967 bis zur Fertigstellung des Erweiterungsbaus 1998 über drei Jahrzehnte begleiten. Mit der Planung einer Kinderkrippe für die HypoVereinsbank durch Sohn Oliver Betz, der heute das Büro Betz Architekten führt, findet es seine Fortsetzung.⁵
Neben der Arbeit im Büro engagiert sich Bea Betz ihr gesamtes Berufsleben über in den Gremien der Bayerischen Architektenkammer und im Bund Deutscher Architekten, ist hier von 1994 bis 2001 Teil des Präsidiums in Bonn und vertritt den BDA im Architects Council of Europe als Delegierte. 2009 erhalten Bea Betz und Walther Betz in Würdigung ihres vielfältigen Gesamtwerks den Architekturpreis der Landeshauptstadt München.
Bea Betz stirbt 2019 im Alter von 91 Jahren in München.
Bea Betz Portrait, Foto: Oliver Betz, Quelle: Archiv Betz Architekten

WERKAUSWAHl
1957
Haus Gautier
mit Walther Betz, Starnberg
1958
Haus Ziegler-Gahm
mit Walther Betz, Würzburg
1959–1962
Haus Haury I
mit Walther Betz, Sibichhausen am Starnberger See
1964
Haus Zimmermann
mit Walther Betz, Feldafing am Starnberger See
1964
Haus Dr. Reinäcker
mit Walther Betz, Volkach am Main
1967–1978
Erweiterungsbau der Deutschen Botschaft
mit Walther Betz, London
1968
Haus Schäfer
mit Walther Betz, Würzburg
1969–1981
Hypo-Verwaltungszentrum
mit Walther Betz, München-Bogenhausen
1970
Freizeitheim
mit Walther Betz, München-Pasing
1970
Haus Taeuberhahn
mit Walther Betz, Gambach am Main
1970
Deutscher Pavillon
mit Walther Betz, Osaka (nicht realisiert)
1971–1976
Schulzentrum mit Haupt- und Realschule
mit Walther Betz, Arnstein
1971
Wolffskeel-Realschule
mit Walther Betz, Würzburg
1972
Volksschule
mit Walther Betz, Rottendorf
1972
Geschäftshaus „Alte Leipziger“
mit Walther Betz, Würzburg
1980
Altenheim und Schwesternwohnheim der Herold-Stiftung
mit Walther Betz, Karlstadt
1974-1975
Luise-Meitner-Gymnasium
mit Walther Betz, München-Unterhaching
1975
Hörsaalgebäude Universität Würzburg
mit Walter Betz, Würzburg
1980
Haus Haury II
mit Walther Betz, Eberhard Mehner, Sibichhausen am Starnberger See
1982
Wohnanlage Schleißheimer Straße
mit Walther Betz, München
1984
Gemeindezentrum und Kindergarten
mit Walther Betz, Riedering
1985
Haus Scharf
mit Walther Betz, Reutlingen
1988
Kurgastzentrum
mit Walther Betz, Bad Reichenhall
1988
Wohnanlage „Am Heidelweg“
mit Walther Betz, München
1990
Bezirksverwaltung Oberbayern
mit Walther Betz, München
1991
Bayerische Landeszentralbank
mit Walther Betz, Würzburg
1994
Landeskriminalamt
mit Walther Betz, Berlin
1995
Reihenhaussiedlung Falkenhöh
mit Walther Betz, Berlin
1998
HypoVereinsbank Erweiterung
mit Walther Betz, Oliver Betz, München-Bogenhausen
2002
Bürozentrum Nymphe
mit Walther Betz, Oliver Betz, München-Maxvorstadt
2007
U-Bahnhof OEZ
mit Walther Betz, Oliver Betz, München-Moosach
2010
Haus für Kinder München-Laim
mit Walther Betz, Oliver Betz, München
Die Werkauswahl beruht auf einer Zusammenstellung von Oliver Betz und den Projekten in der Sammlung des Architekturmuseums der TUM.