Haus Haury I + II

Architekt:innen | Bea Betz und Walther Betz |
Gebäude | Haus Haury I+II |
Ort | Höhenweg, Sibichhausen |
Jahr | 1959-1961 und 1979-1980 |
Typologie | Wohnen |
1 Nikolina Lutz: Betz Einfamilienhäuser der Sechziger Jahre, in: Nadja Häupl (Hg.): Münchner Nachkriegsarchitektinnen – Bea Betz und Edith Horny – Sieben Beiträge zu Leben und Werk nach Begegnungen im Winter 2010, Publikation zum Seminar an der TU München, Eigenverlag, München 2010, S. 19
2 Gottfried Knapp (Hg.): Betz Architekten, Wasmuth Verlag, Tübingen 1997, S. 6 ff.
Im Abstand von zwei Jahrzenten beauftragt die Familie Haury Bea Betz und Walther Betz gleich zweimal mit der Planung von Ferienhäusern. Auf dem 1,50 ha großen Wald- und Moorgrundstück bei Sibichhausen am Starnberger See entsteht ab 1961
Haus Haury I. Der sumpfige Bauplatz und der Wunsch, die Berge sehen zu können, machen eine Aufständerung des Hauses erforderlich.¹
Auf einem Treppenhauskern und vier betonierten Rundstützen sitzt ein weißer Baukörper, in dem sich der große zusammenhängende Wohnraum mit der Küche und dem Bad sowie den Schlafzimmern befinden. Eine darunter hindurchlaufende, freistehende Ziegelmauer schafft einen geschützten Freibereich zu ebener Erde und schirmt das Schwimmbecken vor Blicken von der Straße ab. Der offenen Südseite des Hauses ist eine Loggia vorgelagert. Die vollständige Verglasung sorgt dafür, dass sich bereits vom Treppenabsatz ein Ausblick in die Landschaft bietet.
Nach dem Tod ihres Mannes beauftragt die Eigentümerin Sieglinde Haury Bea Betz und Walther Betz 1979 mit dem Bau eines zweiten Hauses auf demselben Grundstück. Der Unterschied zwischen den nur wenige Meter voneinander entfernt stehenden Gebäuden könnte größer nicht sein. Während das rechtwinklig angelegte und weiß verputzte Haus Haury I im Kontrast zur umgebenden Landschaft steht, setzt sich das Haus Haury II aus mehreren polygonal verschränkten Einzelteilen zusammen – eine Schindelfassade aus Zedernholz sorgt dafür, dass es im umgebenden Wald aufgeht. Selbst das später mit Blech verkleidete Dach ist ursprünglich schindelgedeckt.
Der Hauseingang liegt etwas versteckt und ist von der Straße aus nicht sofort ersichtlich. Unmittelbar hinter der Tür liegt das offene Treppenhaus, das die Mitte des Gebäudes einnimmt und nur durch eine gläserne Wand vom Innenpool abgetrennt ist. Als eigentliche Wohnetage mit Küche, Essbereich und Terrasse kann der 1. Stock gelten, der Schlafbereich nimmt das Dachgeschoss ein. Alle Räume
umschließen den lichten Erschließungsbereich, auf den auch die unterschiedlichen Dachflächen zulaufen. Von außen ergibt sich durch die vielfältigen Vor- und Rücksprünge von jedem Standpunkt aus ein anderer Anblick.
Haus Haury I und Haus Haury II, das 1981 mit dem BDA-Preis Bayern ausgezeichnet wird, zeigen durch die räumliche Nähe zueinander exemplarisch die Entwicklung, die die Architektursprache von Bea Betz und Walther Betz innerhalb von zwei Jahrzehnten vollzieht.²
Lageplan




Blick in den Garten, Haus Haury I 1962, Betz Architekten, Foto: Sigrid Neubert, Archiv Betz Architekten
Überdachter Freibereich, Haus Haury I 1962, Betz Architekten, Foto: Sigrid Neubert, Archiv Betz Architekten
Blick in den Garten, Haus Haury I 1962, Betz Architekten, Foto: Sigrid Neubert, Archiv Betz Architekten
Überdachter Freibereich, Haus Haury I 1962, Betz Architekten, Foto: Sigrid Neubert, Archiv Betz Architekten
Grundriss Erdgeschoss Haus Haury I + II
Grundriss Obergeschoss Haus Haury I
Küche im Originalzustand, Haus Haury I 1962, Betz Architekten, Foto: Sigrid Neubert, Archiv Betz Architekten

Ansicht Nord Haus Haury I
Axonometrie Haus Haury I
1980
Perspektive vom Garten, Haus Haury II 1980, Betz Architekten, Foto: Oliver Betz, Archiv Betz Architekten

Grundriss Erdgeschoss Haus Haury II
Grundriss Obergeschoss Haus Haury II
Grundriss Dach Haus Haury II
Blick auf die Schindelfassade, Haus Haury II 1980, Betz Architekten, Foto: Guido Mangold, Archiv Betz Architekten

Ansicht Haus Haury II
Innenraum mit Swimming Pool, Haus Haury II 1980, Betz Architekten, Foto: Guido Mangold, Archiv Betz Architekten
