Architekt:innen
Helga Schnierle und Adolf Schnierle
Gebäude
Kirche und Pfarrzentrum St. Johannes Evangelist
Ort
Gustav-Schiefer Straße 23, München
Jahr
1967-1968
Typologie
Sakralbau

1 Bayerischer Architekten- und Ingenieur-Verband (Hg.): München und seine Bauten nach 1912, Bruckmann Verlag, München 1984, S. 100

2 Erzbistum München-Freising (Hg.): Festschrift zur Konsekration der Pfarrkirche St. Johannes Evangelist München, Vorstellung des Kirchenbaus durch Helga Schnierle und Adolf Schnierle, München 1968

3 Georg Aschauer, Albert Hutterer: Festschrift zum 40. Kirchweihjubiläum von St. Johannes Evangelist, Eigenverlag, München 2008, S. 54

Als Teil der Siedlung am Lerchenauer See im Münchner Norden entsteht bis 1968 die katholische Kirche St. Johannes Evangelist mit Gemeindezentrum und Pfarrhaus.¹ Zusammen mit der nahe gelegenen evangelischen Kapernaumkirche von Reinhard Riemerschmid bildet sie ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in der neuen Wohnsiedlung. Sie ist die erste in einer Reihe von Kirchenbauten, die von Helga Schnierle und Adolf Schnierle geplant
und gebaut werden.

Im Grundriss des nahezu quadratischen Kirchenbaus spiegeln sich die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils wider. Gegenüber dem Längsbau gewinnt dabei der Zentralraum an Bedeutung. Im Mittelpunkt der Liturgie steht nun die Gemeinde, die sich um den ins Zentrum gerückten Altar versammelt. Entsprechend schließt an den Hauptraum von St. Johannes Evangelist als südlicher Annex lediglich eine niedrigere Werktagskapelle mit Taufstein an. Alle weiteren Nebenräume – von der Sakristei bis zum Pfarrsaal – sind in zwei eigenständigen Baukörpern untergebracht, die zusammen mit der Kirche und dem freistehenden Glockenturm auf drei Seiten einen großen Vorplatz umschließen. Dieser liegt über dem Straßenniveau und wird durch eine breite Freitreppe erschlossen.

Für einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Bauten des Ensembles sorgt insbesondere die einheitliche Fassadengestaltung. Ebenso wie die Schulanlage Neufriedenheim ist St. Johannes Evangelist ein Betonskelettbau, der mit unverputzten Mauerziegeln ausgefacht ist. Schmale Fensterbänder, durch die nur wenig direktes Licht in den Kirchenraum gelangt, erwecken den Eindruck, das holzverschalte Dach würde wie im Wohnhaus Pläntschweg über
den Außenmauern schweben. Ein weiteres, vertikales Lichtband sorgt dafür, dass die Altarwand ebenfalls freistehend erscheint. Die Tragstruktur des über 10 m hohen Raumes bilden Stahlbetonrahmen, deren vertikale Elemente sich aus Doppelstützen zusammensetzen.² Die Betonstreben der Giebelwände bilden mittig ein Kreuz, das durch aufwendige Schalungsmuster und zum Vorplatz hin zusätzlich durch einen Zierverband in der Ziegelfassade betont wird. Dahinter sitzt als Gegenstück zum Altar die Orgel, in deren Gestaltung Helga Schnierle und Adolf Schnierle einbezogen werden.

Wird das Pfarrzentrum in den 1980er-Jahren noch um Jugendräume und eine Hausmeisterwohnung ergänzt, liegt die Zahl der Gemeindemitglieder im Vergleich zur Erbauungszeit aktuell nur noch bei einem Drittel.³ Die Gemeinde ist heute mit vier weiteren Kirchen Teil eines Pfarrverbandes. Es finden jedoch nach wie vor regelmäßig Gottesdienste in St. Johannes Evangelist statt.

Lageplan

Kirchenraum, Kirche und Pfarrzentrum St. Johannes Evangelist 1968, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Paula Munz, 2023

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

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Werktagskapelle kurz nach Fertigstellung, Kirche und Pfarrzentrum St. Johan- nes Evangelist 1968, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur schnie-2-1009

Querschnitt

Blick auf den Kirchplatz kurz nach Fertigstellung, Kirche und Pfarrzentrum St. Johannes Evangelist 1968, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur schnie-2-1017

Blick auf das Gemeindezentrum kurz nach Fertigstellung, Kirche und Pfarrzentrum St. Johannes Evangelist 1968, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur schnie-2-1002

Blick auf den Kirchplatz kurz nach Fertigstellung, Kirche und Pfarrzentrum St. Johannes Evangelist 1968, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur schnie-2-1017

Blick auf das Gemeindezentrum kurz nach Fertigstellung, Kirche und Pfarrzentrum St. Johannes Evangelist 1968, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur schnie-2-1002

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