Architekt:innen
Christin Scheiblauer, Nikolaus Neuleitner
Gebäude
Pilotprojekt Kienestraße
Ort
Kienestraße, München
Jahr
1995-99
Typologie
Wohnen

1 Christina Bruder: Die Münchner Großsiedlung am Hasenbergl – Siedlungsarchitektur, Stadtsoziologie und städtebauliche Leitbilder, Magisterarbeit an der LMU München, 2009, S. 102

2 Christin Scheiblauer, Reinhold Roedig: Verdichtung von Stadtrandsiedlungen, in: Baumeister. Zeitschrift für Architektur Planung Umwelt, 12/1972, S. 1431–1435

3 Christin Scheiblauer: Entwicklungskonzept Hasenbergl – Bestandsaufnahme im Auftrag der Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Raumordnung, München 1989

4 Christin Scheiblauer im Gespräch mit Finian Drewes und Marlene Mayr, 01.02.2024

Die ab 1960 entstandene Siedlung Hasenbergl gilt bereits wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung als sozialer Brennpunkt in München und genießt keinen guten Ruf.¹ Ein erstes Konzept, wie den Problemen dort aus städtebaulicher Sicht begegnet werden kann, legen Christin Scheiblauer und Reinhold Roedig 1972 in ihrer Diplomarbeit an der TU München vor.² Über die hier entstandenen Kontakte zum Münchner Planungsreferat wird Christin Scheiblauer 1989 mit der Ausarbeitung eines Entwicklungskonzepts für das Hasenbergl beauftragt.³ Ein erster Folgeauftrag ist das 1995 zusammen mit Nikolaus Neuleitner bearbeitete Pilotprojekt Kienestraße, das die in der Studie entwickelten Ideen in die Praxis umsetzt. Durch eine Nachverdichtung im Viertel soll die rigide Zeilenbauweise aufgebrochen werden, sodass in einem nutzungsgemischten Qurtier mit vielfältiger Bevölkerungsstruktur statt langer Garagenhöfe gefasset Stadträume entstehen.

Die Wohnanlage Kienestraße steht als langgestreckter, viergeschossiger Riegel senkrecht zwischen acht Zeilenbauten aus den 1960er-Jahren und umfasst 56 Eigentumswohnungen mit einer Größe von 1,5 bis 4 Zimmern. Im Untergeschoss befindet sich eine Tiefgarage, die den zuvor vorhandenen Garagenhof ersetzt. Bei den Wohnungen handelt es sich größtenteils um Maisonettes, die ebenerdig oder über einen Laubengang im 2. Stock erschlossen werden und entweder über eine Terrasse mit Gartenanteil oder einen Balkon mit Dachterrasse im Staffelgeschoss verfügen. Trennwände und bepflanzte Pergolen sorgen für Privatsphäre. Zugleich markieren sie den Übergang von den Außenbereichen der Wohnungen zu den begrünten Gemeinschaftszonen in den neugeschaffenen Innenhöfen.

Basierend auf einer Schottenbauweise mit einem Achsmaß von 4,50 m werden die Außenwände im Norden, Osten und Westen aus Ziegelmauerwerk mit Wärmedämmverbundsystem, während die Südfassade aus einer Holzständerkonstruktion mit Lärchenholzschalung und einem großen Glasanteil besteht. Entsprechend ist im Winter eine passive Nutzung der Solarenergie möglich, während die vorgesetzten Balkone und das auskragende Pultdach im Sommer vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Das erfolgreich umgesetzte Projekt legt den Grundstein für weitere Nachverdichtungsprojekte von Christin Scheiblauer im Hasenbergl, darunter die Bebauung an der Aschenbrenner Straße und in der Linkstraße.

Lageplan

Südfassade, Pilotprojekt Kienestraße 1999, Christin Scheiblauer, Nikolaus Neuleitner, Foto: Johannes Legath, 2024

Erdgeschoss

Grundriss Wohnung

Schnitt

Westansicht, Pilotprojekt Kienestraße 1999, Christin Scheiblauer, Nikolaus Neuleitner, Foto: Johannes Legath, 2024

Eingangsbereich, Pilotprojekt Kienestraße 1999, Christin Scheiblauer, Nikolaus Neuleitner, Foto: Johannes Legath, 2024

Eingangssituation, Pilotprojekt Kienestraße 1999, Christin Scheiblauer, Nikolaus Neuleitner, Foto: Johannes Legath, 2024

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