Schulanlage Neufriedenheim

Architekt:innen | Helga Schnierle, Adolf Schnierle, Fred Angerer, Landbauamt München |
Gebäude | Schulanlage Neufriedenheim |
Ort | Fürstenriederstraße, München |
Jahr | 1956-1959 |
Typologie | Bildung |
1 Architekturfakultät der TU München (Hg.): Fred Angerer – Architekt, Städtebauer, Hochschullehrer, Eigenverlag, München 2010, S. 16
Die 1959 fertiggestellte Schulanlage Neufriedenheim an der Fürstenrieder Straße ist ein frühes Projekt von Helga Schnierle und Adolf Schnierle, das in Zusammenarbeit mit Fred Angerer entstanden ist. Bei einem gemeinsam Sonntagsausflug der Familien Schnierle und Angerer überzeugt Adolf Schnierle Fred Angerer, gemeinsam am Wettbewerb für einen neuen Schulkomplex am Westpark teilzunehmen.¹ Der eingereichte Vorschlag gewinnt den 1. Preis und kommt in Kooperation mit dem Landbauamt München, das die Bauleitung übernimmt, zur Ausführung. Die Detailplanung erfolgt im Büro Schnierle in der Borstei.
Die Schulanlage entsteht für das Ludwigsgymnasium und die Ludwigsoberrealschule, dem heutigen Erasmus-Grasser-Gymnasium. Neben den beiden Schulbauten ist auf dem Campus eine gemeinschaftlich genutzte Turnhalle mit angeschlossenem Schwimmbad und Außensportanlagen zu finden. Alle drei Gebäude verfügen über Innenhöfe, die als Pausenbereiche genutzt und im Fall des Erasmus-Grasser-Gymnasiums durch eine beidseitig verglaste Pausenhalle mit Faltdach ergänzt werden. Die Fassaden aus Klinker und Stahlbeton gleichen sich in ihrer Materialität, unterscheiden sich allerdings durch die Anordnung der Fenster. Obwohl der Wettbewerbsentwurf weitgehend unverändert ausgeführt wird, kommt im Laufe der Planungen ein neuer Musikpavillon hinzu. Der Baukörper, der sich aus zwei Volumen auf sechseckigem Grundriss zusammensetzt, ist prominent vor der 140 m langen Straßenfassade des Erasmus-Grasser-Gymnasiums platziert. Die Erstellung des Pavillons, der auf zwei runden Betonstützen mit sternförmig abgehenden Kragarmen sitzt, stellt für den Schalungsbauer anfänglich eine große Herausforderung dar.
Neben einem ersten Anbau 1968 entsteht in den 1970er-Jahren ein eigenständiger Erweiterungsbau am östlichen Rand des Grundstücks für beide Gymnasien. Das zum Westpark orientierte Gebäude beruht ebenfalls auf Plänen von Helga Schnierle, Adolf Schnierle und Fred Angerer. Fünf Jahrzehnte nach Fertigstellung der ersten Bauten – das Büro Schnierle ist zu dieser Zeit bereits aufgelöst – wird Fred Angerer außerdem mit der Sanierung beider Schulgebäude betraut. Der Sichtbeton, dessen charakteristisches Erscheinungsbild auf eine Bretterschalung zurückgeht, erweist sich als äußerst robust, sodass die Fassade unverändert belassen werden kann. Lediglich die Fenster, die sich ursprünglich durch ihre schmalen Profile auszeichnen, müssen für einen besseren Wärmeund Schallschutz durch zeitgemäße, weit weniger schlanke Elemente ersetzt werden. Mittlerweile steht die gesamte Schulanlage aus den 1950er-Jahren unter Denkmalschutz.
Lageplan




Foyer, Schulanlage Neufriedenheim 1959, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Laura Back, 2023
Fassade Garten, Schulanlage Neufriedenheim 1959, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Elizabeth Heinze, 2023
Foyer, Schulanlage Neufriedenheim 1959, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Laura Back, 2023
Fassade Garten, Schulanlage Neufriedenheim 1959, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Elizabeth Heinze, 2023
Grundriss Erdgeschoss Schulanlage Neufriedenheim
Ansicht Gesamtareal

Fassade heute, Schulanlage Neufriedenheim 1959, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Laura Back, 2023
1. Obergeschoss südlicher Bau

Fassadendetail Bibliothek, Schulanlage Neufriedenheim 1959, Dipl. Ing. Architekten Adolf und Helga Schnierle, Foto: Elizabeth Heinze, 2023
1. Obergeschoss nördlicher Bau
Schnittansicht nördlicher Innenhof