Wohn- und Geschäftshaus Winter

Architekt:innen | Grete Wirsing und Werner Wirsing |
Gebäude | Wohn- und Geschäftshaus Winter |
Ort | Heßstraße, München |
Jahr | 1952-54 |
Typologie | Wohnen mit Gewerbe |
1 Fachhochschule München, Fachbereich Architektur (Hg.): Werner Wirsing – Bauten und Projekte – Arbeiten seit 1947, Publikation zur gleichnamigen Ausstellung, Eigenverlag, München 1985, S. 44–45
2 Architekturmuseum der TU München, Nachlass Grete Wirsing / Werner Wirsing, Planunterlagen und Fotos zum Wohn- und Geschäftshaus Winter (wirs-63)
3 Werner Wirsing: Sep Ruf war sehr wichtig für uns. In: Ernst Busche (Hg.): Akademie der Künste 1979–1987: die Mitglieder und ihr Werk, Eigenverlag, Berlin 1987, S. 315 f.
4 o. A.: Mehrfamilienhaus mit Läden in München, in: Bauen + Wohnen, 06/1954, S. 371 ff.
1952 erhalten Grete Wirsing und Werner Wirsing den Auftrag, einen Neubau auf den Grundmauern eines ansonsten durch Bomben zerstörten Wohnhauses in der Heßstraße zu planen.¹ Der Auftrag für das Wohn- und Geschäftshaus Winter, das oberhalb der noch vorhandenen Kellerräume entsteht, ist eines der ersten größeren Projekte des jungen Büros. Trotz der Gebundenheit an die lastabtragenden Wände des Vorgängerbaus entwickeln Grete Wirsing und Werner Wirsing – insbesondere durch die Verlegung des Treppenhauses ins Innere des Gebäudes – klar strukturierte und gleichzeitig flexible Grundrisse.
Die Einheiten reichen von der 1- bis zur 4-Zimmer-Wohnung. Bestimmt sind sie durch die effiziente Raumnutzung in den Neben- und eine Großzügigkeit in den Wohnräumen. Die Ausgestaltung einzelner Wohnungen, für die vor allem Grete Wirsing verantwortlich zeichnet, reicht dabei von der detaillierten Planung der Einbauküchen bis zum Entwurf einzelner Möbelstücke.²
In der Fassade ist der Einfluss Sep Rufs erkennbar. Grete Wirsing und Werner Wirsing bewundern nicht nur dessen kurz zuvor fertiggestelltes Apartmenthaus in der Theresienstraße, sondern wohnen zu dieser Zeit auch selbst in einem von Ruf geplanten Mietshaus in der Franz-Joseph-Straße 26.³ So sind auch für die äußere Gestalt des Gebäudes in der Heßstraße feingliedrige Metallbrüstungen und hochformatige, bis zur Decke reichende Fenster bestimmend. Ein ursprünglich hellgelb gefasstes Betonraster bildet einen 75 cm tiefen Rahmen um die Öffnungen. Die so entstehenden Loggien schützen vor direkter Sonneneinstrahlung im Sommer und dienen zunächst auch zur Pflege der heute nicht mehr vorhandenen Pflanztröge, die ursprünglich eine Begrünung der metallenen Brüstung ermöglichen.⁴ Lediglich über der Durchfahrt zeigt sich die Fassade als geschlossenes, vertikales Band mit aufgesetzten Schwingflügelfenstern, das zusammen mit der gemauerten Staffelgeschossbrüstung das Feld der Loggien fasst. Seinen Abschluss findet das Wohn- und Geschäftshaus Winter in einem Flugdach aus türkisem Wellblech.
Lageplan

Straßenfassade, Wohn- und Geschäftshaus Winter 1954, werner + grete wirsing dipl.-ing.architekten, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur: wirs-63-1001
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss Dachgeschoss

Fassadenausschnitt, Wohn- und Geschäftshaus Winter 1954, werner + grete wirsing dipl.-ing.architekten, Foto: Julia Dell, 2023
Ansicht Heßstraße
Innenraum Wohnung, Wohn- und Geschäftshaus Winter 1954, werner + grete wirsing dipl.-ing.architekten, Foto: Sigrid Neubert, Quelle: Architekturmuseum der TUM, Signatur: wirs-63-1004
