Architekt:innen
Marita Adam, Jürgen Adam
Gebäude
Wohnhaus Zentnerstraße
Ort
Zentnerstraße, München
Jahr
1989
Typologie
Wohnen mit Gewerbe

1 Wolfgang Jean Stock: Eigentlich selbstverständlich - Wohnhaus mit Ateliers Zentnerstraße in München, in: Bauwelt 1991, Heft 26, Bauverlag, Gütersloh 1991, S. 1403

2 Ursula Henn: Wohnhaus in München, in: Baumeister - Zeitschrift für Architektur, Heft 8/91, Callwey Verlag, München 1991, S. 32-37

3 Bayerisches Staatministerium des Inneren, Oberste Baubehörde (Hg.): Landeswettbewerb für den Wohnungsbau in Bayern 1993, Broschüre im Eigenverlag, München 1993, S. 16

In den 1980er-Jahren kommt die Idee auf, an die Verbindung von künstlerischem Arbeiten und Wohnen anzuknüpfen, wie sie in der Maxvorstadt und in Schwabing zur Jahrhundertwende rund um die Kunstakademie zu finden war. Vor diesem Hintergrund lädt die Versicherung Münchener Rück 1986 vier lokale Architekturbüros ein, in einem Gutachterverfahren Vorschläge zur Bebauung einer Baulücke in der Zentnerstraße zu erarbeiten.¹ Der Beitrag von Marita Adam und Jürgen Adam sieht eine maßvolle Bebauung vor, die vor allem auf der Schließung des Blockrandes und einem grünen Innenhof beruht. Dieser Vorschlag kann sich gegen die Entwürfe von Hilmer und Sattler, Karl Heinz Richardt und Otto Steidle – der zusammen mit Uwe Kiessler teilnimmt –
durchsetzen. Auf dem rund 2.000 m2 großen Grundstück werden im vorderen, siebengeschossigen Block entlang der Zentnerstraße 32 Wohneinheiten mit verschiedenen Zuschnitten geschaffen. Es entstehen Einheiten unterschiedlicher Größe, die von der 1- bis zur 7-Zimmer-Wohnung reichen. Rechtwinklig an das Wohngebäude schließt im Hinterhof entlang eines öffentlichen Durchgangs zur Schwarzmannstraße ein eingeschossiger Bau mit vier Ateliers an.²

Ein Erschließungskern mit einem großzügigen, beidseitig verglasten Treppenhaus teilt das Gebäude in einen kleineren Nordteil mit Etagenwohnungen und einen großen südlichen Trakt mit Maisonettes. Wie in der von Le Corbusier entworfenen Unité d’habitation werden diese Duplexwohnungen äußerst effizient über nur zwei Mittelgänge im 2. und 4. Obergeschoss erschlossen.³ Auf den dazwischenliegenden Etagen reichen die Einheiten über die gesamte Gebäudetiefe, sodass sowohl eine Durchlüftung als auch gute Lichtverhältnisse ermöglicht werden. Der Großteil der Wohnungen verfügt neben dem gemeinschaftlich genutzten, grünen Innenhof zudem über private Außenräume in Form von Mietergärten, Balkonen, Loggien oder Dachterrassen.

Von der Zentnerstraße aus wirkt das Wohnhaus zunächst konventionell. Die Gebäudehülle unterscheidet sich kaum von den Lochfassaden der Nachbarbebauung. Erst auf den zweiten Blick fallen die schlanken Profile der blaugrauen Holzfenster in der grau verputzten Fassade, der filigrane, von der Traufe abgehängte Stahlbalkon und die auskragenden Vordächer auf. In der rückwärtigen Fassade sind die verschiedenen Geschossebenen der Maisonettes ablesbar. Die Lochfassade mit schmalen, zweiflügeligen Fenstern, hinter denen die Zimmer zu finden sind, wechselt sich hier mit den geschosshohen Verglasungen der Wohnbereiche ab, an die die Terrassen und Balkone anschließen. Den Abschluss des Gebäudes bildet ein Zinkdach, das anstelle des Firstes Glasaufbauten zur Belichtung der Dachgeschosswohnungen besitzt. Zum Teil ist das Dach als Terrasse nutzbar und verfügt dazu über aufgesetzte Pergolen.

Das verzinkte Stahlblech findet sich auch in der Fassadenverkleidung des Ateliertrakts im Innenhof wieder. Über dem eingeschossigen Riegel, der drei Einheiten beherbergt, sitzt ein weiteres Atelier auf neun Rundstützen aus Beton. Dieser pavillonartige Bau, dessen Positionierung der rechtwinkligen Ordnung der übrigen Anlage entgegensteht, reicht weit in den Garten hinein und wird durch eine kleine Rundtreppe erschlossen. Sie führt vom Innenhof bis zu einer kleinen Terrasse, die als Stahlgerüst noch einmal leicht herausgedreht auf dem Dach sitzt.

Über drei Jahrzehnte nach Fertigstellung ist der Zustand der Anlage ausgesprochen gut und sowohl die Wohnungen als auch die Ateliers sind nach wie vor sehr begehrt.

Lageplan

Fassade Garten, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner, Foto: Foto: Klaus Kinold, © Klaus Kinold-Stiftung Architektur + Fotografie, München

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

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Konzeptskizze, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner

Maisonette-Wohnung, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner, Foto: Klaus Kinold, © Klaus Kinold-Stiftung Architektur + Fotografie, München

Querschnitt

Balkon, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner, Foto: Klaus Kinold, © Klaus Kinold-Stiftung Architektur + Fotografie, München

Ansicht Straßenfassade

Detail, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner, Foto: Hannah Kraus, 2023

Straßenfassade, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner, Foto: Hannah Kraus, 2023

Detail, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner, Foto: Hannah Kraus, 2023

Straßenfassade, Zentnerstraße 1989, Adam + Partner, Foto: Hannah Kraus, 2023

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