Doris Thut
STUDIUM | 1959–1964 Höhere Technische Lehranstalt Wien, Abteilung Bauwesen |
1964–1967 Akademie der Bildenden Künste Wien, Meisterklasse Ernst Plischke | |
1967–1968 Akademie der Bildenden Künste München, Meisterklasse Sep Ruf | |
MITARBEIT | 1968–1969 Arnold Thut |
1969–1972 Muhr + Steidle / Steidle + Partner, freie Mitarbeit | |
LEHRE | 1978–1979 Technische Universität München |
1985 Massachusetts Institute of Technology, Gastprofessorin | |
1990–2010 Hochschule München, Professorin für Baukonstruktion und Entwerfen | |
GRÜNDUNG | 1972 D. + R. Thut |
BÜROPARTNER:IN | Ralph Thut |
1 Doris Thut im Gespräch mit Johanna Hofner, Tetiana Kamenska, Elina Tensi und David Wozniak, 21.01.2024
2 Gerd Fischer: Architektur in München seit 1900 – Ein Wegweiser, Vieweg + Teubner Verlag, München 2013, S. 139
3 Joseph Ditterich, Doris Thut, Ralph Thut: KAWASAKI – Konzept-Design für einen Intelligent Plaza, Heft 1, Schriftenreihe SEC, Institut für polykontexturale Architektur I-PCA, München 2007
Doris Thut wird 1945 als Doris Gröschl in Wien geboren. Die Kindheit in einem Wiener Gemeindebau ist für sie prägend, später macht sie darin den Ursprung ihres Interesses an der Architektur fest.¹ Ab 1959 absolviert Doris Gröschl zunächst eine Ingenieurausbildung in der Abteilung Bauwesen der Höheren Technischen Lehranstalt Wien. Nach der Matura 1964 beginnt sie ein Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Ernst Plischke.² Hier lernt sie ihren späteren Ehemann Ralph Thut kennen. Gemeinsam entschließen sie sich, nach München an die dortige Akademie der Bildenden Künste in die Klasse von Sep Ruf zu wechseln. 1968 erhalten beide ihr Diplom, heiraten und arbeiten für ein Jahr in der Schweiz im Architekturbüro von Doris Thuts Schwiegervater.
Ein Freund und Studienkollege, der zu dieser Zeit Architekt bei Muhr + Steidle ist, überzeugt die beiden nach München zurückzukehren und als freie Mitarbeitende für Otto Steidle tätig zu werden. 1971 entsteht in diesem Zusammenhang die Wohnanlage Genter Straße, für deren Entwurf Doris Thut und Ralph Thut maßgeblich verantwortlich sind. Nach einem Zerwürfnis mit Otto Steidle wegen der Frage des Urheberrechts gründen Doris Thut und Ralph Thut 1972 ihr eigenes Architekturbüro D. + R. Thut in München. Zentrales Projekt der Anfangszeit ist das Wohnhaus Neubiberger Straße in München-Perlach, das bis 1978 größtenteils im Selbstbau entsteht und im Jahr darauf mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet wird. Die dabei entwickelten Ideen zum partizipativen, gemeinschaftsorientierten Planen und Bauen auf Grundlage einfacher Konstruktionsweisen und kostengünstiger Materialien bestimmen von da an die Architektur Doris Thuts und Ralph Thuts und lassen sich auch in folgenden Projekten wie der 1984 fertiggestellten Wohnanlage Max-Planck-Straße wiederfinden.
Neben ihrer praktischen Tätigkeit sind Doris Thut und Ralph Thut auch in der Forschung und Lehre aktiv. Sie beschäftigen sich mit der Entwicklung von Bausystemen, nehmen international an Ausstellungen teil und halten gemeinsam Vorträge. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter erhält Doris Thut 1985 eine Gastprofessur am Massachusetts Institute of Technology in Boston, die sie mit Ihrem Ehemann teilt. Zusammen mit Joseph Ditterich gründen sie 1986 zudem die Polycontextural-Arch Group, die architekturtheoretische Themen mit der philosophischen Logik verknüpft.³
1990 wird Doris Thut als Professorin für Baukonstruktion und Entwerfen an die Hochschule München berufen. Bis zu ihrem Ruhestand 2010 ist sie neben ihrer praktischen Tätigkeit und der Lehre vielfach als Preisrichterin tätig und engagiert sich in den Gremien des BDA und der Architektenkammer.
Doris Thut im Gespräch mit Johanna Hofner, Elina Tensi, David Wozniak, Johanna Kamenska, 21.01.2024
"Architektur ist die Mutter aller Künste [...] und sie ist deshalb nicht einfach."




Doris Thut vor ihrem Wohnhaus in der Neubibergerstraße, 2023, Foto: Christina Arnold, 2023
Büroraum, Studio Thut 2001, D.+R. Thut, Foto: Zora Syren, 2023
Doris Thut vor ihrem Wohnhaus in der Neubibergerstraße, 2023, Foto: Christina Arnold, 2023
Büroraum, Studio Thut 2001, D.+R. Thut, Foto: Zora Syren, 2023
WERKAUSWAHL
1969-1971
Wohnanlage Genter Straße
mit Ralph Thut, Otto Steidle, München-Schwabing
1971
Reihenhäuser Pflegerstrasse
mit Ralph Thut, Muhr + Steidle, Rüdiger Neuland, München-Obermenzing
1971-1972
Wohnanlage Peter-Paul-Althaus-Straße
mit Ralph Thut, Steidle + Partner, München-Schwabing
1972
Wohnanlage Böhmerwaldstraße
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Eching (nicht realisiert)
1974
Wohnhaus Waltrop
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Projekt-Prototyp Stahlbausystem für den Wohnungsbau (nicht realisiert)
1974
Wohnanlage Korbinianstraße
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Eching
1975-1978
Wohnhaus Neubiberger Straße
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, München-Perlach
1979-1980
Squash-Halle Pippingerstraße
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, München-Pasing
1979
Plangutachten Gemeinde Olching mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Olching
1980
Wohnhaus Marschnerstraße
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, München-Pasing
1981
Wohnhaus Rüti Nord
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Benglen, Schweiz
1982-1984
Wohnanlage Max-Planck-Straße mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Erding
1983
Weinhandlung „Vini & Oli“
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Unterföhring bei München
1986
Wohnanlage Rathausstraße, Modellprojekt für den Sozialen Wohnungsbau
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Hausham (nicht realisiert)
1990
Wohn- und Atelierhaus Bollinger
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Bergfeld bei München
1987-1991
Wohnanlage Seitenbachweg
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Salzburg
1991-1996
Verwaltungsgebäude der FU Berlin
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Berlin-Dahlem
1995-2000
Wohnanlage Dr.-Adolf-Altmann-Straße mit Ralph Thut, D. + R. Thut, Salzburg
1996-2001
Studio Thut Neubiberger Straße
mit Ralph Thut, D. + R. Thut, München-Perlach